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Tango: Elektro: El Miedo A La Libertad



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Artist: Tanghetto

2008 | Constitution Music

Details:

The tango electronics from Buenos Aires are back with a new CD containing 12 titles. Their previous productions "Emigrante" and "Hybrid Tango" (both were nominated for the Latin Grammy) made them one of the most popular Electrotango bands. The new album "El Miedo a la Libertad" presents titles like "Media Persona", a fusion between tango and bossa nova, and cover versions of "Englishman in New York" (Sting), where tango, jazz and reggae melt, "Sweet Dreams (are made of this)" (Eurhythmics) and

Duration: 52 min.

 

Tracks

1 el testigo
Artist: tanghetto
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2 buscando camorra
Artist: tanghetto
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3 sweet dreams (are made of this)
Artist: tanghetto
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4 el arte de amar
Artist: tanghetto
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5 viajero inmovil
Artist: tanghetto
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6 englishman (a bandoneonist) in n
Artist: tanghetto
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7 alguien se acuerda del mayo fran
Artist: tanghetto
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8 media persona
Artist: tanghetto
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9 cantaloupe island
Artist: tanghetto
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10 le deuda interna
Artist: tanghetto
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11 el desvio
Artist: tanghetto
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12 el miedo a la libertad
Artist: tanghetto
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Reviews

Tanghetto nähern sich dem Thema des "Jungen Tango" (tango joven) gleich von mehreren Seiten. 12 Titel sind auf der neuen Studio CD "el miedo a la libertad" zu finden. Exzellent produziert, vom ersten Ton des Bandoneons eindeutig als Tanghetto identifizierbar, machen die 6 Musiker klar, was für sie den Jungen Tango ausmacht.

Deutliche hörbare Beats treiben einige Titel an. Das faszinierende dieser mit Beats unterlegten Stücke ist dennoch die deutlich langsamere Melodieführung durch das Bandoneon, womit die Titel dezent aus der drohenden "House-Kategorie" wieder in den Tango zurückgeholt und nicht allein dem massiven Treiben der Bass- und Rhythmusgruppe überlassen werden.

Überhaupt arbeiten Tanghetto mit allerlei kompositorischen Finessen, um den Hörer jederzeit mit gefälligen Melodien zu umgarnen, ihn abzulenken, zum Beispiel von dem Jazz, den sie, quasi als kostenlose Zugabe, gern im Hintergrund eines Titels zaubern.

Doch nicht nur der Jazz ist ihre Domäne. Neben Latinfeeling a la Antonio Carlos Jobim fühlt sich auch die ein oder andere Coverversion bei Tanghetto bestens aufgehoben. Eurythmics Sweet dreams are made of this geht als vom Bandoneon geführter Tango ebenso ins Ohr wie Stings Englishman in New York. Um den Kreis zum Jazz wieder zu schließen sei hier noch ihre frisch gespielte Coverversion von Herbie Hancocks Cantaloupe Island genannt, die den meisten von uns jedoch als Version der Band US3 durch die Titelmusik der Sendung Willemsens Woche bekannt ist.

Die downtempo Stücke, meine persönlichen Favoriten, wissen durch gute Tanzbarkeit - bisher allerdings nur im Wohnzimmer geprüft - und Tanghetto typische Phrasen zu gefallen. Für Ohrwürmer sind sie zu komplex, aber die Phrasen und Melodien klingen leicht, so als könnte man sie jederzeit, auch ohne die CD zu spielen, auswendig pfeifen. Federico Vazquez' Bandoneonspiel hat besonders in den langsameren Stücken wie z.B. El Arte de Amar die Wehmut, die man vom Tango kennt und erwartet. Antonio Boyadjians Klavierpassagen bringen einen Anflug von Leichtigkeit. Auch aus dieser Ambivalenz zieht Tanghettos neue CD eine Spannung, die eine hohes, aber angenehmes Suchtpotenzial birgt.

Warum die CD "el miedo a la libertad" heißt, kann man nur mutmaßen - oder in einem Interview hinterfragen. Mangels Zeit für ein Interview bleibt mir im Moment nur die Mutmaßung. Zum einen handelt es sich um die spanische Version des Buches "Die Furcht vor der Freiheit" von Erich Fromm. Darin beschreibt Fromm die Unfreiheit des Menschen in heutiger gesellschaftlicher Position. Es geht um Sozialkritik, auch um Autoritäten und Diktaturen. Daher könnte der Titel eine politische Aussage bezogen auf Argentiniens vergangene Diktaturen oder die Wirtschaftskrise der letzten Jahre sein.

Genauso wahrscheinlich ist es jedoch, dass diese bereits zweimal Latin Grammy nominierte, sehr erfolgreiche junge Band einfach Angst vor der eigenen Freiheit hat. Sie können mit jeder neuen CD tun und lassen, was sie wollen. Vielleicht ist es die Angst, als Künstler nicht mehr akzepiert zu werden, wenn man sein Ding macht, seine Musik spielt und den Publikumsgeschmack nicht mehr trifft.

Sollte letztere These Gültigkeit haben, so sei den 6 Herren aus Buenos Aires versichert, dass sie ihre Jazz- und Latin-Ambitionen bestens in gut hörbare Partituren verpackt haben, die, nach meiner bescheidenen Einschätzung, in den nächsten Wochen die Tangocharts erstürmen werden. Auch dem eher konservativen Tanguero ist diese Scheibe durchaus zu empfehlen, denn Titel wie z.b. buscando camorra oder media persona sind durchaus als Fortführung der goldenen Tangoära mit heutigen musikalischen Mitteln anzusehen.

Hörproben gibt's wie immer bei Danza y Movimiento. Denkt dran. Hörproben gibt es dort, genau wie bei uns, nur für registrierte Benutzer.

www.un-loco.de


Peter Stiens, 20080904

 

Im März erschien die dritte CD von Tanghetto, einer Gruppe, die seit einigen Jahren mit innovativem Electrotango von sich reden macht. Schon die Eigenkomposition "El testigo" gibt mit intensiven Loops die Richtung der CD vor: Tango und Electrobeats zu einem dichten, tragenden Sounddickicht vermischt, über dem ein eingängiges Thema schwebt. "Buscando camorra" bewegt sich in Melodieführung und Kompositionsschema eng am traditionellen Tango - ob wohl deshalb Ärger zu erwarten ist? - bevor "El arte de amar" inniges Zusammenwirken von Bandoneón und Rhythmus-Sektion zu einem stimmungsvollen Tango-Schmusesong zeigt. Daneben erfreut die CD auch mit tango-baren Cover-Versionen bekannter Popsongs: Eurythmics "Sweet dreams are made of this", Stings unvergessener "Englishman in New York" oder auch "Cantaloupe Island", der Sommer-Sonne-Strand-Melonencocktail-Song vom Jazzer Herbie Hancock.

Musikalisch sind die Stücke sauber produziert, der Beat ist - wenngleich stabil - dank der sich überlagernden Rhythmen nur selten eintönig. Auffallend ist, dass dem Tänzer meist die Wahl zwischen up- und/oder downbeat und der bedeutend ruhigeren Melodie bleibt, so dass die Stücke zum rhythmischen Improvisieren anregen und auch bei Tänzern, die eher getragene Musik schätzen, keine Hektik auslöst. Auch die Tonmischung ist perfekt und vermeidet den im electrotango leider immer öfter gehörten Techno-Einheitsbrei-Effekt.

Endlos könnte man jetzt über den Titel reden: nach Aussagen der Band ist er inspiriert von Erich Fromms Essay "Die Furcht vor der Freiheit": Sozialkritik an Diktaturen (und damit auch an der Junta?), Individualität und staatliche Vereinnahmung. Für mich ist die Interpretation wesentlich tangolastiger: diese CD ist eine Einladung an alle, die (noch) Angst haben, IHREN Tango zu tanzen: ohne traditionelle Klischees, Figurenzwang und Schrittkombinationen, sondern individuell, frei, emotional intensiv. Die Verbindung aus bekannten musikalischen Themen, dem vertrauten Tango-Beat und Bandoneón macht es leicht, sich gehen zu lassen, und die Grenze des Tangos auszuloten. Und für die, die die Grenze schon längst überschritten haben, ist Tanghetto einmal mehr einfach nur richtig cool.

Fast unnötig ist es, hier noch vom DJ-Praxistest zu schreiben: die Tänzer waren begeistert. Am späten Abend rocken Nr. 6 und 3, vielleicht in Kombination mit "Disfruta el silencio"/Enjoy the silence der vorherigen CDs, "Queen tanguera" von Esteban Morgado (der übrigens als Gastmusiker an der CD beteiligt ist) oder auch "Smells like a teen spirit" vom Mandragora Tango Orchestra, so dass eine richtige Pop-Remix-Tanda entsteht. Nr. 4 und Nr.12 geben eine herrlich intensive, downbeat-Tanda für die letzte Viertelstunde, Nr. 1 und 9 putschen die Stimmung zu einem wilden Höhepunkt auf. Auch für DJs gilt: Angst vor Experimenten ist bei dieser CD völlig unangebracht.


1. Tanzbarkeit: * * * * *
2. Klangqualität * * * * *
3. Titelauswahl/Interpretation: * * * * *
4. Editorischer Wert: * * * * *
5. Vokalanteil: 0%
6. Spieldauer: 52 Minuten

www.la-potranca.com.
Rezension erschienen in der Tangodanza Nr. 3 - 2008


Veronika Fischer, 20080909

 

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