Rivera Quintet, Blas
Introducao
Genre: Tango: NeotangoLabel: DYM Laufzeit: 54 min.
Code: dz005001
EAN: 4024236050017
Ausführliche Trackinfos und Kommentare unten
Dieses Album kann auf Anfrage im WAV-Audioformat geliefert werden
Hier treffen Tango und Jazz aufeinander. Noch ist Blas Rivera ein Geheimtipp. Die presse freut sich: "Gary Mulligan hat endlich würdige Nachfolger" (Süddeutsche Zeitung)
Detailinfos zu den Titeln
1 - Introducao (Hasta que la muerte...)Blas Rivera Quintet
Duration: 03:41
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400642
2 - Bernard and JaneBlas Rivera Quintet
Duration: 08:30
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400643
3 - SoldaditosBlas Rivera Quintet
Duration: 07:50
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400644
4 - Just in caseBlas Rivera Quintet
Duration: 06:30
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400645
5 - UnoBlas Rivera Quintet
Duration: 04:18
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Mariano Mores
Author:
Publisher: n/a
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400646
6 - ContramanoBlas Rivera Quintet
Duration: 04:57
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400647
7 - KeteteBlas Rivera Quintet
Duration: 06:21
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400648
8 - MargaritaBlas Rivera Quintet
Duration: 07:27
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400649
9 - Resistencia heroicaBlas Rivera Quintet
Duration: 04:32
Genre: Tango nuevo
Instrumental:
Composer: Blas Rivera
Author:
Publisher: Ediciones La Palmera
Record year: 19990901
Country: DE
ISRC: DEN720400650
Reviews
Review : Martin Rasper / Amazon.de
Eine Entdeckung.
Da gibt es Tango und Jazz jeweils schon seit gut einem Jahrhundert;
da ist auch schon öfter versucht worden, die beiden Musikstile
miteinander reagieren zu lassen wie zwei chemische Elemente, aber
noch nie hat das so schlüssig, so wunderbar einleuchtend geklungen
wie bei diesem jungen Musiker und Komponisten namens Blas
Rivera. Das Stichwort ist hier natürlich Astor Piazzolla. Während der
große Argentinier den Tango so spielte, als sei es Jazz, und ihm
damit einen entscheidenden Entwicklungsschub gab, spielt sein
Landsmann Rivera den Jazz so, als sei es Tango. Doch der
Unterschied ist mehr als Wortklauberei. Er liegt vor allem in Riveras
Führungsinstrument, dem Tenorsaxophon. Nicht nur, daß das
Saxophon schon aufgrund seiner Mischung aus Eleganz und
Abgründigkeit gut zum Tango paßt -- es ist vor allem wunderbar
geeignet, dem innersten Wesen des Tango seine adäquate
musikalische Form zu geben: der Widersprüchlichkeit, dem
Zurückgenommenen und zugleich Fordernden, wie es sich in den
zögernden Synkopen und in dem ständig verschleppten Rhythmus
ausdrückt. Rivera sagt es so: "Wenn ich einen Tango spiele, kommt
es mir vor, als bliese ich ein Bandoneon." Vor allem deshalb, weil
das Saxophon so viel assoziativer und vielschichtiger klingt als das
Bandoneon, stehen die Chancen also nicht schlecht, daß es Blas
Rivera gelingen könnte, die zwei Lager, die sich in Bezug auf
Piazzolla (und den Tango überhaupt) mit respektvollem
Unverständnis gegenüberstehen, einander näherzubringen. Und da
hätte sicher auch Piazzolla nichts dagegen.
(Martin Rasper bei Amazon.de)
Martin Rasper / Amazon.de, 20030607
Review : Notes
Wie der Titel schon sagt: Hier umarmt der Jazz den Tango und zwar auf eine wunderbar unprätentiöse Weise unaufdringlich und doch sehr intim. Wir hören Musik voller Gefühl, zum Zuhören, Träumen und Konzentrieren. Da ist nichts mit Tanzen, das ist keine leichte Kost. Und der direkte Biss der Aufnahmen, die sehr unterschiedlich instrumentiert wurden, nimmt einen sofort gefangen. Introdução ist eine Scheibe für die - für uns! - Gourmets, voller Abwechslung und sie wurde im Juli 1998 live in Montreux aufgenommen. Der Argentinier Blas Rivera mußte über Rio de Janeiro bis nach Boston gehen, um wieder zu Hause, beim Tango anzukommen. Statt die eigentlich beabsichtigte Distanz zur lateinamerikanischen Musik zu besiegeln, umhüllte der Tango unmerklich seinen Atem und wurde zu seinem Lebensinhalt. Wer also noch Ohren zum Zuhören hat, vom Tango nicht unbedingt das übliche Tanzschulengeschlurfe erwartet und vor allem Freude an Experimenten hat, der liegt hier goldrichtig.
(Notes)
Notes, 20050612
Review : Fono Forum
Der in Rio de Janeiro lebende Blas Rivera orientiert sich am Tango Nuevo eines Astor Piazzolla. Sein Quintett ist dem des großen Tango-Erneuerers nachempfunden, doch Blas “bläst das Bandoneon” auf dem Tenorsax, kitzelt auch entsprechende Klappen- und Anblasgeräusche aus ihm heraus, während seine Musiker Piazzolla-typische Kratz- und Klopfeffekte einbeziehen. Mitunter schaltet Rivera, nicht aber die Band, auf Jazzphrasierung um und setzt reizvolle Kontraste zwischen synkopischer und swingender Rhythmusauffassung. “Tango Jazz Embrace” nennt er das, doch in der “Umarmung” bleibt der Tango das bestimmende Moment.
(Berthold Klostermann im Fono Forum)
Fono Forum, 20050612
Review : Neue Westfälische
Wenn er einen Tango spiele, sagt der argentinische Jazz-Saxophonist Blas Rivera, dann komme es ihm vor, als blase er Bandoneon. Zwischen Jazz und Tango liegen Tausende von Meilen Panamerican Highway, beiden gemeinsam ist ihre hundertjährige Geschichte als Musik gesellschaftlicher Außenseiter, als Protestkultur gegen den importierten Geschmack der besseren Stände, deren schlecht imitierte europäische Hofklassik in Jazz und Tango verballhornt wurden. Die Bandoneonakkorde Astor Piazzollas begleiteten die erste Umarmung zwischen Jazz und Tango. Rivera geht einen Schritt weiter und wählt das Saxophon, wenn er die beiden zum Tanz bittet, Wange an Wange, im Wechsel von Swing und Wiegeschritt. Bis auf eine stammen die neun Kompositionen des Albums von Rivera. Seine Musik ist eine Mischung von formaler Strenge und augenzwinkerndem Spielwitz, von lyrischen Tongirlanden (Klavier, Gitarre, Bass) und sperrigen Saxophon- oder Violin-Attacken, live mitgeschnitten beim Jazz-Festival von Montreux. Synergetisch.
(Aus der Neuen Westfälischen)
Neue Westfälische, 20050612
Review : Jazzthing
Tango ist eine Lust. Man hört ihn, verfällt ihm und kann nicht mehr von ihm lassen. Tango kann aber auch eine Last sein: "Meine Mutter tanzte Tango und nahm mich schon als Kind zu den großen Veranstaltungen mit. Sie liebte diese Musik so sehr, daß ich mich jeden Tag vor der Siesta ans Klavier setzen mußte, um ihr Tango vorzuspielen. Tango, Tango, Tango. Meinem Vater ging das als passionierten Jazzfan auf die Nerven. Als ich 15 Jahre alt war, gewann er eine kleine Summe im Lotto. Er kaufte mir davon ein Saxophon, drückte es mir in die Hand und meinte: 'Du spielst jetzt das!' So kam ich zu meinem Instrument." Das Kind als Kulturkampf. Blas Rivera schmunzelt bei der Erinnerung an seine musikalischen Anfänge. Denn der 40jährige Saxophonist aus der argentinischen Industriestadt Cordoba näherte sich der Klangwelt seiner Heimat auf Umwegen. In seiner Jugend hörte er lieber EL & P als Astor Piazzolla oder Miles Davis. Erst, als er als junger Kompositionsstudent zum Nebenerwerb ein zeitgenössisches Ballett am Klavier begleitete, entdeckte er den Reiz der Improvisation.
Rivera ging an die Berklee-Schule nach Boston und lernte sein Handwerk. Er konzentrierte sich auf das Saxophon und konnte bald so einige Soli von Coltrane nachspielen. Unzufrieden blieb er trotzdem. Je mehr er sich mit Jazz beschäftigte, desto deutlicher spürte er, daß er automatisch Figuren und Akzentuierungen verwendete, die er vom Tango her kannte. Da sich dafür aber niemand interessierte, zog er 1987 nach Rio De Janeiro, gründete eine Musikschule und feilte mit seinen Studenten an der Verbindung von modern jazziger Expressivität und argentinischer Innerlichkeit. Das Experiment sprach sich herum. Im Laufe der Zeit begannen Tango- Koriphäen wie Pablo Ziegler, sich für die Kulturverknüpfungen zu interessieren, und unterstützten den Newcomer mit Ideen und logistischer Erfahrung. Die Kruste der Tradition begann zubröckeln. Denn souverän, durchdacht und gefühlsdurchdrungen übertrug Rivera die Linienführungen des Bandoneons auf das Saxophon und erweiterte sie mit den Erfahrungen aus der zeitgenössischen improvisierten Musik. "Introdução" ist der 1998 live in Montreux aufgenommene Appetizer einer überraschenden Stilsymbiose, die sich weitab der bisherigen Tango-Ausflüge neugieriger Jazz-Vagabunden wie Gerry Mulligan auf unerforschtes Klangterrain begeben. Fazit: Hier schlummern Perspektiven.
(Ralf Dombrowski im Jazzthing)
Jazzthing, 20050612
Review : Szene
Sein Vorname verleitet leicht zum Kalauern: Der argentinische Saxophpnist Blas Rivera macht ihm jedenfalls alle Ehre. Auf seinem Album "Introdução" verbindet er höchst gekonnt Jazz und Tango, und dabei kommt er mit seinem Quintett vollkommen ohne die Quetschkommode Bandoneon, das typische Tango-Instrument, aus. Denn Blas selbst definiert den Charakter seines Jazz-Tango folgendermaßen: "Wenn ich auf meinem speziellen Saxophon einen Tango spiele, kommt es mir vor, als ob ich Bandoneon blase." Im Juli 1998 spielte das Blas Rivera Quintett beim Montreux-Festival; der Mitschnitt dieses Konzerts ist auf der CD zu hören.
(Szene Hamburg)
Szene, 20050612
Review : FAZ
Der Tango umhüllt ihn wie Atem
Erstes Deutschland-Gastspiel: der Argentinier Blas Rivera im Frankfurter Kamehameha. Der Frankfurter Club King Kamehameha nun auch als Premierentheater? Jedenfalls konnte das Etablissement in der Hanauer Landstraße mit Stolz das einzige und erste Deutschland-Gastspiel von Blas Rivera ankündigen. Der sympathische Argentinier spielt Tenorsaxophon mit weichem Schönklang, pflegt in seinem Trio die ungewöhnliche Verbindung mit Violine und Klavier und ist der "Ideologie" von Astor Piazzolla verpflichtet, aber nicht sklavisch ergeben. Die besteht darin, aus dem argentinischen Urgewächs Tango durch Verbindungen mit der abendländischen Klassik ein weltweit akzeptiertes Kunstprodukt der Hochkultur zu machen.
Komplexe Formen, Fugati, Stimmungswechsel, schroffe Geräuschteile, Parlando- und Rubato-Passagen, exzessiv plastische Dynamik und Agogik sowie unterhaltsame Stilbrüche auf kleinem Raum haben zu einer Musik geführt, die vom Tango hauptsächlich die Gefühle mitnimmt. Gewisse melodische und rhythmische Wendungen werden so stilisiert und verfremdet, das man kaum von einer Weiterentwicklung des volkstümlichen
Tangos aus den Kaschemmen von Buenos Aires oder seiner frühen europäischen Adaptionen sprechen kann, sondern schon eher von einer intelektuellen Reflexion. Piazzollas Erungenschaften haben der argentinischen Musik eine ganz neue Identität verschafft und globale Phantasien angeregt, wie sie in diesem Jahrhundert kaum ein anderer Musiker so als Einzelperson auslöden konnte. Piazzolla hat sich zwar öfter mit Jazzmusikern zusammengetan, aber er war selbst kein Mann der Improvisation und der jazztypischen Off-Beat-Phrasierungen. Hier nun kommt Blas Riveras eigener Ausdruckswille ins Spiel.
Er war schon in seinen formativen Jahren von Jazz so fasziniert, daß er nach dem Kompositionsstudium in Cordoba an eine Musikhochschule in Boston ging mit der Absicht, sich dem Jazz mit Haut und Haaren zu verschreiben. Daraus wurde zwar nichts, weil er im Exil erst so richtig merkte, daß ihn der Tango "wie sein eigener Atem umhüllte", aber sein
Jazzverständnis prägte seine Musik: in längeren Improvisationsstrecken und gleitenden Übergängen zwischen Solisten- und Begleiterrolle im Gefüge seines Trios, in dem die brasilianische Geigerin Ana de Oliveira etwas lang brauchte, um zu einer akzeptablen Intonation zu kommen. "Meine Musik ist keine Klassik, kein Jazz und kein Tango, aber sie kommt tief aus dem Herzen": Auch mit diesem Zitat von Blas Rivera ist das Konzert beschrieben.
(Ulrich Olshausen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)
FAZ, 20050612
Review : Süddeutsche Zeitung
Zwischen den Stilen
Blas Rivera bläst den Tango. "Tango hatte uns kaum etwas bedeutet. Es war die Musik der Eltern, die in schwarzen Anzügen zum Tanzen gingen und dann immer gelitten haben, an der Liebe, der Leidenschaft. Das hatte ein bißchen was von Haloween, so unwirklich kamen uns die Gestalten vor". Erst als Blas Rivera in Boston studieren begann, veränderte sich seine musikalische Wahrnehmung. Obwohl der junge Saxophonist und Pianist aus der argentinischen Industriestadt Cordoba bald alle Soli von John Coltrane nachspielen konnte, blieb er bei Kompositionen von Astor Piazzolla hängen. Denn die Phrasierungen, Betonungen und Nuancierungen des Tango Nuevo gehörten zu seiner kulturellen Identität. Rivera wollte sie auf sein Instrument übertragen, die Zeit war jedoch noch nicht reif dafür. Den Klassikern waren seine Lieder nicht kammermusikalisch genug. Die Tangueros vermißten den obligatorischen Original-Piazzolla, und die Jazzer fragten nach der Improvisation.
Rivera wußte keine Antwort und zog mit ein paar Freunden nach Rio de Janeiro. Dort gründete er eine Musikschule und arbeitete mit den eigenen Studenten an der Fortentwicklung des argentinischen Klangidioms. Seine Euphorie trug Früchte. Berühmtheiten wie Suarez Paz wurden auf ihn aufmerksam und unterstützten seine Experimente. Rivera ist dabei, die Ideen Piazzollas weiterzudenken und zu modifizieren.
Sein erstes und bislang einziges Deutschland-Konzert im Frankfurter King Kamehameha Club stieß auf Verwunderung beim Publikum. Tango ohne Bandoneon, ohne tanzbare Rhythmen und melancholisches, machinistisches Gebaren entspricht nicht dem Tango-Klischee. Das Blas Rivera Trio aber spielt auf Geige, Saxophon und Klavier. Pulsierende Improvisationen geben der wilden Dynamik und impulsiven Rhythmik die Struktur. Gerry Mulligan, der vor einem Vierteljahrhundert Tango und Jazz folgenlos fusionierte, hat endlich würdige Nachfolger.
(Ralf Dombrowski in der Süddeutschen Zeitung)
Süddeutsche Zeitung, 20050612
Review : Westzeit
Die Umarmung des Tango durch den Jazz ist nicht neu. Neu ist vielmehr die
Vormachtstellung des Saxophons im Gruppengefüge eines tango-dominierten Quintetts, das Tangoinstrument Bandoneon hat nämlich bei Blas Rivera ausgedient. Wenn sich dann noch zwei elementare Stile vermischen, entsteht nicht unbedingt Neues. Rivera erfand also keinen Prototypen, sondern nutzte konsequent die Hinterlassenschaft eines
Astor Piazzolla, um dessen Fortschrittsgedanken fortzuführen. Operation gelungen, Patient lebt. Neben der ausgefeilten Improvisationskunst (ein Widerspruch?) treibt Blas Rivera den Tango auf die Spitze des Experiments. Als zweites Standbein dient ihm dabei die Violinistin Ana de Oliveira. Sie vor allem setzt die Markierungen, die den Tango am Ende des Jahrhunderts vom Gesellschaftstanz in die Konzertsäle führen.
(Klaus Hübner in Westzeit)
Westzeit, 20050612
Review : Strereo
Blas Rivera orientiert sich am Tango Nuevo eines Piazzolla. Sein Quintett ist dem des großen Tango-Erneuerers nachempfunden, doch Blas "bläst das Bandoneon" auf dem Tenorsax, kitzelt auch entsprechende Klappen- und Anblasgeräusche aus ihm heraus, während seine Musiker Piazzolla-typische Kratz- und Klopfeffekte einbeziehen. Mitunter schaltet Rivera auf Jazzphrasierung um und setzt Kontraste zwischen synkopischer und swingender Rhythmusauffassung.
(Berthold Klostermann in Stereo)
Strereo, 20050612
Review : Jazzpodium
Blas Rivera ist ein innovativer Künstler der brasilianischen Tangoszene - und dies ausgerechnet als Tenorsaxophonist. Der gebürtige Argentinier und Absolvent des einst von Gunther Schuller gegründeten Third Stream Departments am New England Conservatory (Boston) führt den Tango Nuevo Piazzolla'scher Prägung weiter fort. Dabei tritt der Jazz-Atem des Saxophons an die Stelle des Bandoneons. Außerdem sind Riveras
Kompositionen noch stärker den kammermusikalischen Techniken des 20. Jahrhunderts verpflichtet als dies bei Piazzolla der Fall war. Diese formstrengen Synthesen bilden den Gegenpol zur ausladenden Expressivität, ja Entgrenzung des Ausdrucksmaterials bei Gato Barbieri, um eine andere Richtung des Saxophons im Tango/Jazz nicht aus den Ohren zu verlieren. Auf vorliegender CD wurde das erfolgreiche Europadebut von Riveras Quintett (ts/p/v/g/b) auf dem Jazzfestival Montreux 1998 festgehalten. Das homogene Ensemble spielt zum großen Teil kontrapunktisch auskomponierte Passagen, melodisch pendelnd zwischen dem Singbaren und dem Impressionistischen. Nur selten treten neben Rivera einzelne Mitglieder mit ausgesprochenen Solos hervor. Sein Saxophon beeindruckt besonders in Motivkern-Permutationen sowie in sensiblen Rubatoimprovisationen mit einem Hauch sound of cry. Ich würde daher auch gerne einmal hören, wie Rivera sich entfaltet, wenn er auf einen Percusspuls reagiert. Die Aufnahme jedenfalls ist eine Delikatesse für Liebhaber des konzertanten Tango, die auch die meisten Jazzhörer ansprechen dürfte.
(Frithjof Strauß im Jazzpodium)
Jazzpodium, 20050612
Review : ECOS de Espana
Blas Rivera estudió saxofón en Córdoba, Argentinia, y luego se marchó a Boston para perfeccionarse y tocar jazz. Hoy su quinteto cuenta como una de los mejores formaciones jazzísticas del mundo. "Introdução" es símbolo de una música sin límites. Se trata de Jazz-Tango, definido así por Blas Rivera: "Cuando yo toco un tango, me parece que estuviera soplando el bandoneón". Un virtuoso del saxofón que marca la evolución que experimenta la música.
ECOS de Espana, 20050612
Review : Musikexpress
Tango und Jazz - eine Liaison, die man gerne Astor Piazzolla in die Schuhe schieben möchte, obwohl der großartige Innovator weder swingte noch aus dem Stegreifspielte und überhaupt der europäischen Klassik viel stärker zugewandt war als der schwarzen Musik aus den amerkanischen Großstadtghettos. Natürlich bietet die rhythmische Strenge der argentinischen Volksmusik seit Piazzolla eine ganze Reihe von Ausdrucksmöglichkeiten, immer im Zeichen des imaginären Tanzes und gerade deshalb für Virtuosen reizvoll.
Einen neuen Ansatz führt Blas Rivera auf dem Mitschnitt vom Montreux-Festival 1998 vor: zunächst ersetzt der Tenorsaxophonist mit seinem Instrument - einer Ikone des Jazz - die vermeintlich unersetzbare Quetschkommode. Allerdings phrasiert und intoniert der Argentinier mit Wohnsitz in Rio die Sax-Melodien, als würde er "auf dem Bandoneon blasen", wie er es plastisch formuliert. Mal kontemplativ, mal dissonant und expressiv fusioniert er Elemente des Jazz mit dem Tango Nuevo zu einer Art intellektuell ansprechender Kammermusik des 20. Jahrhunderts. Weniger Schmalz, weniger Herzschmerz, dafür mehr musikalisches Raffinement. Dennoch komme seine Musik tief aus dem Herzen, versichert der Musiker, als müsse er sich für die komplexen Kompositionen entschuldigen. Trotz Jazz-Anleihen und eigenwilliger Besetzung mit Sax, Violine, Piano, Bass und Gitarre bleibt das Blas Rivera Quintett stilistisch immer noch Tango-Meister Piazzolla verbunden, der diese Musik von ihren volkstümlichen und melodramatischen Fesseln befreite.
Musikexpress, 20050612
Review : DAS
Eine Entdeckung: Da gibt es Tango und Jazz jeweils seit gut einem Jahrhundert; da ist auch schon öfter versucht worden, die beiden Musikstile miteinander reagieren zu lassen wie zwei chemische Elemente; aber noch nie hat das so schlüssig geklungen wie bei diesem jungen Musiker und Komponisten namens Blas Rivera. Das Stichwort ist hier natürlich Astor Piazzolla. Während der große Argentinier den Tango so spielte, als sei es Jazz, und ihm damit einen entscheidenden Entwicklungsschub gab, spielt sein Landsmann Rivera den Jazz so, als sei es Tango. Doch der Unterschied ist mehr als Wortklauberei. Er liegt vor allem in Riveras Führungsinstrument, dem Tenorsaxophon. Nicht nur, daß das Saxophon schon Aufgrund seiner Mischung aus Eleganz und Abgründigkeit gut zum Tango passt - es ist vor allem wunderbar geeignet, dem innersten Wesen des Tangos seine adäquate musikalische Form zu geben: der Widersprüchlichkeit, dem Zurückgenommenen und zugleich Fordernden, wie es sich in den zögernden Synkopen und in dem ständig verschleppten Rhythmus ausdrückt. Rivera formuliert es so: "Wenn ich einen Tango spiele, kommt es mir so vor, als bliese ich ein Bandoneon."
Und vor allem deshalb, weil das Saxophon so viel assoziativer und vielschichtiger klingtt als das Bandoneon, stehen die Chancen nicht schlecht, daß es Blas Rivera gelingen könnte, die zwei Lager einander näher zu bringen, die sich Bezug auf Astor Piazzolla (wie den Tango überhaupt) mit respektvollem Unverständnis beziehungsweise milder Verachtung gegenüber stehen. Und da hätte sicher auch Piazzollanichts dagegen.
(Martin Rasper im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt)
DAS, 20050612
Review : Frankfurter Rundschau
Eine Struktur, klar wie Glas
Tief aus dem Herzen und dennoch mit Köpfchen: Blas Rivera in Triobesetzung im King Kamehameha Club. Besteck klappert, Unterhaltungen werden angeregt geführt, ab und an setzt der Barkeeper perkussive Akzente mit dem Shaker. Sieht man vom flirrenden Tonsignal der Handys einmal ab, mag die Klangkulisse gar nicht so viel anders gewesen sein vor hundert Jahren in den Kaschemmen von Buenos Aires und von New Orleans, wo der Tango und der Jazz ihren Ursprung haben. Zum Tango Jazz Embrace des argentinischen Tenorsaxophonisten Blas Rivera müßte der King Kamehameha Club also im Grunde der schlechteste Ort nicht sein. Wenn sich das Geschehen auf der Bühne dann doch am geräuschbildenden Treiben auf dem Luxusliner unter den Jazzspielstätten in Frankfurt reibt, so hat das mit dem Charakter der Musik zu tun, die Blas Rivera mit seiner vom Quintett auf eine Triobesetzung (Ana de Oliveira, Violine; Eduardo Janibelli, Klavier) verkleinerten Gruppe spielt. Sie hat einen derartigen Grad der Differenzierung erreicht, daß sie nach einer vollen und ungestörten Aufmerksamkeit verlangt. Vom sonstigen Charakter sowohl des Tangos als auch des Jazz als Musik, die mit der Geselligkeit in den Bars und Kneipen korrespondiert, ist sie weit entfernt . Tief aus dem Herzen komme die Musik, sagt Rivera in einer seiner Ansagen. Das nehmen wir ihm ab. Gleichwohl spielt auch der Kopf eine ganz große Rolle.
Blas Rivera versteht es, sich auf dem Tenorsaxophon in einer sehr komplexen, geschmeidigen und phantasievollen Sprache auszudrücken. Seine Technik ist meisterhaft, auch in den geschwinden Läufen und bizarren Verschränkungen bleibt er lupenrein präzis. Mit Expressivität hat Rivera nichts im Sinn, doch sein Spiel atmet; obwohl alles sehr genau berechnet wirkt, verfällt er nicht in Sterilität. Der Ansatz ist intellektuell: Tango und Jazz im Status einer Kunstmusik.
Eine Musik ohne jede Überladung. Fein ausgelotete Dynamik, völlig frei von Wehmut, wie sie dem alten Tango zueigen ist. Harmonisch reich, sehr klar strukturiert. Blas Rivera schließt an Astor Piazzolla und den Tango nuevo an. Es wird nicht im ursprünglichen Zweivierteltakt gespielt, sondern im ersten Viertel synkopierten Vierachteltakt. Violine und Klavier kommen in erster Linie die Rollen von Harmonie- und Rhytmusinstrumenten zu; Geigerin Ana de Oliveira setzt Pizzikati, und sie schlägt die Saiten zuweilen rhythmisch mit dem Bogen.
Das Maß der kompositorischen Festlegung ist hoch; die Freiräume zur Improvisation sind entsprechend eng bemessen. Der Ansatz ist kammermusikalisch: ein Dialog nach
festgesetzten Regeln.
(Stefan Michalzik in der Frankfurter Rundschau)
Frankfurter Rundschau, 20050612
Review : Evolution Music
Un caldo abbraccio tra tango e jazz dal Quintetto di Blas Rivera reduce da un'acclamatissima apparizione al Montreux Jazz Festival dove è stato definito dagli organizzatori "una delle più importanti formazioni jazz del nuovo millennio". Blas Rivera suona il sax esattamente come Astor Piazzolla usava il suo bandoneon, facendoci rivivere in una dimensione jazz lo spirito musicale dei caffè del porto di Buenos Aires.
Evolution Music, 20060210
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