Im Laufe der 90er Jahre schwappte eine regelrechte Salsa-Welle von Amerika über Spanien ins restliche Europa – und das schon lange bevor »Buena Vista Social Club« enstand. Doch diese CD und vor allem der später erschienene, gleichnamige Film von Wim Wenders gaben der Lateinamerikanischen Musik in Deutschland einen unglaublichen Schub.
Plötzlich waren kubanische Musiker, die zuvor nie Ihre Insel verlassen hatten, in ganz Europa in den Hitparaden! In ganz Europa wächst die Zahl »Salsa-Aficionados« - oft auch »Salsaholics« genannt - ständig. Ein Ende des Salsa-Fiebers scheint nicht in Sicht.

So manchen, der in den 80ern den Film »Dirty Dancing« gesehen hat, wird die Musik und auch der Tanz stark an Mambo erinnern. Das ist kein Zufall: Salsa (zu Deutsch: Soße) ist in den USA aus verschiedenen Lateinamerikanischen Rhythmen und Tänzen heraus entstanden - unter anderem aus dem Mambo.
Diese Entwicklung ist den vielen in den Staaten lebenden Latinos, insbesondere aus dem karibischen Raum (Kuba, Puerto Rico, Kolumbien, Venezuela usw.) zu verdanken. Sie kombinierten die Klänge und Tänze ihrer Heimatländer mit Elementen des US-amerikanischen Jazz und ließen so eine äußerst würzige »Soße« entstehen. Salsa ist eine sehr lebendige Musikrichtung, die sich ständig weiterentwickelt. Nach Erfindungen wie Salsa Rap, Techno Merengue und Latin Hip Hop gibt es nun auch wieder Tendenzen zurück zu den Wurzeln, zum Son Kubas und der »Salsa Gorda« der Gründerjahre.

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El Barrio, das lateinamerikanische Viertel New Yorks, wird allgemein als Geburtsort der Salsa angesehen. Von hier aus begannen Größen wie Tito Puente und Celia Cruz den weltweiten Siegeszug der lateinamerikanischen Musik - und ebneten damit auch den Weg für Salsa. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre waren es dann Künstlern wie Joe Cuba, Willie Colón, Rubén Blades, Ricardo Ray und Eddie Palmieri, die den eher kommerziellen Begriff »Salsa« für ihre Musik akzeptierten. So mancher tut dies heute noch nicht - wie z.B. der mittlerweile verstorbene Tito Puente (»Salsa heißt Soße, aber den Leuten gefällt es halt, den Mambo so zu nennen.«).
Denjenigen, die erst in den letzten Jahren zur Salsa-Fangemeinde gestoßen sind, wird es vielleicht wundern, daß Salsa ursprünglich eine sozial und politisch sehr engagierte Musik war. Schließlich sind die heutigen Salsa-Hits fast ausschließlich von Herzschmerz und ähnlichen Themen bestimmt. Willie Colón und Rubén Blades gehören zu den wenigen Künstlern, die auch heute noch ambitionierte Texte zu ihren Liedern schreiben. In den Anfangsjahren waren das vor allem Themen, die die Bewohner der Barrios (Armenviertel) in ganz Lateinamerika und den USA bewegten: Soziale Ungerechtigkeiten, Diskriminierung, finanzielle Not und Trostlosigkeit. »Pedro Navaja« ist eines der bekanntesten Beispiele dafür, und obwohl schon 1978 ein Hit, wird dieser Song noch heute als eine Art Latino-Hymne angesehen und kann von praktisch jedem Latino (und auch so manchem europäischen Salsero) komplett mitgesungen werden. Kein Wunder also, daß viele Liebhaber dieser »guten alten Salsa« die meisten der heute populären Produktionen mit Verachtung strafen. Den Höhepunkt der Entwicklung zu immer schnulzigeren Texten und einfacheren Arrangements bildeten Salsa Romatica und die Steigerung Salsa Erotica.
Doch neuerdings haben auch wieder bodenständigere Klänge wie Salsa Gorda bzw. Salsa Dura, Pachanga und Son viel Erfolg auf den Tanzpisten. Letztendlich aber kann jede Art von Salsa sehr viel Spaß machen, insbesondere beim Tanzen - und das doch schließlich das Wichtigste, nicht wahr?
Heute wird Salsa praktisch auf der ganzen Welt nicht nur getanzt sondern auch »gemacht«. So gab es z.B. ein sehr bekanntes japanisches Salsa-Orchester (Orquesta de la Luz), Salsamania machte Mambo in Finnland (»Ritmo Polar!«) und »Salsa Celtica« feiert mit einem eigensinnigen Mix aus Salsa und keltisch-schottischen Klängen Erfolge. In fast allen Ländern gibt es eine ganze Reihe nationaler Salsa-Bands und es scheinen ständig mehr zu werden. Der größte Teil der Salsa-Produktionen kommt allerdings weiterhin aus New York, Miami und Lateinamerika selber.
In Europa wird der Begriff Salsa meistens als recht allgemeiner Oberbegriff benutzt, man schließt dabei verschiedene Musikstile und Tänze, wie z.B. Guaguanco, Son, Pachanga, Cumbia und Vallenato mit ein. Merengue wird zwar als eigenständiger Tanz anerkannt, es gibt aber kaum Salsa-Lokale, in denen nicht auch Merengue gespielt und getanzt wird. In den letzten Jahren hat sich dazu noch mehr und mehr die Bachata gesellt, die ebenso wie Merengue aus der Dominikanischen Republik stammt.
Letztendlich ist Salsa etwas, was man nicht unbedingt verstehen braucht, sondern vor allem fühlen sollte. Das kann ich in diesem Text hier leider nicht wirklich vermitteln. Da hilft nur das Eintauchen in das Getümmel einer guten Salsa-Disco - und plötzlich fühlt man sich wie im Urlaub!

Klaus Reiter - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Klaus Reiter betreibt seit Jahren eine der kompetentesten deutschen Salsawebsites http://www.salsaholic.de